Was ist Nuklearmedizin?

Die Nuklearmedizin ist ein bildgebendes Verfahren, welches sich aus der Radiologie heraus entwickelt hat.

Für Diagnostik und Therapie werden kurzlebige, offene Radionuklide verwendet.

Die herausragende Bedeutung dieser Art der Untersuchung liegt in der funktionellen Bild­gebung: Mit Hilfe von medizinischen Groß­geräten können über die Verteilung, Anreicherung und Ausscheidung der schwach radioaktiven Substanzen Hinweise auf Organ­funktion, Stoffwechsel­lage und Durch­blutung erhalten werden.

Im Gegensatz zur konventionellen Radiologie werden in der Nuklear­medizin nicht nur Bilder aufgenommen, sondern „ kleine Funktions­filme“ gedreht.

So können beispielsweise

  • Metastasen eines Tumors durch die sogenannte „Aktivitäts­anreicherung“ dargestellt werden,
  • Wächterlymphknoten sichtbar gemacht 
  • Durchblutungsstörungen und
  • Entzündungsreaktionen sowie
  • Ausscheidungsstörungen über die Nieren nachgewiesen werden.

Wie hoch ist die Strahlenbelastung?

Die in der Medizin verwendeten schwachen Radio­nuklide entsprechen bei folgenden Unter­suchungen der natürlichen Strahlung oder der Strahlen­dosis, der der Patient bei einigen radiologischen Unter­suchungen ausgesetzt ist:

Schilddrüsenuntersuchung:

  • Strahlenexposition ca. 1 mSv – Vergleichbar mit der Strahlen­belastung durch einen Atlantikflug

Knochenszintigraphie:

  • Strahlenexposition ca. 3 mSv – Vergleichbar mit einer erweiterten Röntgen­aufnahme der Lunge

Nierenszintigraphie mit MAG 3:

  • Strahlenexposition ca. 0,8 mSv – Vergleichbar mit der Mehr­belastung an natürlicher Strahlung im Harz gegenüber Braunschweig, innerhalb eines Jahres

Myokardszintigraphie mit Tc-99 MIBI:

  • Strahlenexposition ca. 5 mSv – Vergleichbar mit einer Computer­tomographie

Nebenschilddrüsen-Szintigraphie:

  • Strahlenexposition ca. 4 mSv – Vergleichbar mit einer Computer­tomographie

Blutungsquellensuche:

  • Strahlenexposition ca. 5 mSv – Vergleichbar mit einer Computer­tomographie

Hirnrezeptrorenszintigraphie mit FP-CIT/ IBZM:

  • Strahlenexposition ca. 4,5 mSv – Vergleichbar mit einer Computer­tomographie

Schilddrüsenuntersuchung

Ziel der Untersuchung?

  • Funktionelle Darstellung des Jodstoffwechsels der Schilddrüse

Wann wird die Untersuchung veranlasst?

  • Tastbare Knoten
  • Im Ultraschall festgestellter Knotenbefund
  • Funktionsstörungen der Schilddrüse (Über- und Unterfunktion)
  • Vergrößerung der Schilddrüse (Struma)
  • Druckgefühl oder Schmerzen im vorderen Halsbereich
  • Verdacht auf Fehlen oder Fehllage der Schilddrüse

Wie können Sie sich auf die Untersuchung vorbereiten?

  • Aktuelle Medikamente bitte mitbringen

Dauer der Untersuchung?

  • 40-60 Minuten

Untersuchungsablauf

  • Anamnese: gezielte Befragung über Ihre Schilddrüsen­erkrankung
  • Körperliche Untersuchung
  • Ultraschalluntersuchung der Schilddrüse und der Halsorgane
  • Blutentnahme und gleichzeitige Injektion der radioaktiven Substanz in die Armvene
  • Erstellung des Szintigramms nach 15-20 Minuten

Strahlenexposition?

  • Ca. 1 mSv – Vergleichbar mit der Strahlenbelastung durch einen Atlantikflug

Morbus Basedow

Autonomie


Tumordiagnostik mit MIBI-Szintigraphie zur Abklärung von hypofunktionellen (=kalten) Knoten

Technetium-99m-MIBI ist ein unspezifischer radioaktiver Marker in der Tumordiagnostik, welcher früher für das differenzierte Schilddrüsenkarzinom und das Mammakarzinom verwendet wurde, in dieser Funktion aber inzwischen durch das PET-CT bzw. Mamma-MRT abgelöst wurde. Technetium-99m-MIBI reichert sich jedoch auch in gutartigem, normalem Gewebe an und wird heute hauptsächlich für die nuklearmedizinische Herzdiagnostik (bei koronarer Herzerkrankung) und Nebenschilddrüsendiagnostik zur Lokalisation von Nebenschilddrüsenadenomen bei primärem Hyperparathyreoidismus routinemäßig eingesetzt.

Aus der Papillon-Studie zur Schilddrüsenepidemiologie 2004 hat sich herausgestellt, dass in Deutschland fast jeder zweite Bürger ab dem 45. Lebensjahr – Männer und Frauen geleichermaßen -betroffen – einen Schilddrüsenbefund aufweisen, jeder 4. Bürger hat einen Knoten.

Gutartige Schilddrüsenknoten sind häufig – Schilddrüsenkrebs ist selten!

Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Knoten bösartig ist, liegt bei 1:1.000. Das Ziel der Diagnostik besteht darin, die Möglichkeit von Krebs zu erkennen und entsprechend zu therapieren, was dann auf eine Schilddrüsenoperation hinauslaufen würde.

Die Basisdiagnostik von Schilddrüsenknoten setzt sich zusammen aus:

  • Anamnese und klinischer Befund,
  • Ultraschalluntersuchung (Sonographie) als wichtigster richtungsweisender Diagnostik,
  • Schilddrüsenszintigraphie mit Tc-99m-Pertechnetat (für Knoten ab 1cm); „kalte“, „warme“ und „heiße“ Knoten
  • Labor mit Thyreoglobulin (hTG) und Calcitonin-Screening zum Ausschluss eines C-Zell-Karzinoms

Die Ergänzungsdiagnostik von Schilddrüsenknoten setzt sich zusammen aus:

  • Feinnadelbiopsie (Punktion; Voraussetzung: keine starken Gerinnungshemmer)
  • MIBI-Szintigraphie als unspezifische Tumorszintigraphie

Sollte sich in der Basisdiagnostik ein auffälliger Schilddrüsenknoten zeigen, wird dieser mittels Ergänzungsdiagnostik weiter abgeklärt. Was ist ein auffälliger Knoten? Meist sind es die sogenannten „kalten“ Knoten mit im Ultraschall charakteristischen Echostrukturen, oft verbunden mit einem hohen Thyreoglobulinspiegel, die zu dieser erweiterten Diagnostik führen. Lässt sich der Knoten gut punktieren, wird die unproblematischer Feinnadelbiopsie durchgeführt. Häufig sind die Knotenbefunde nicht eindeutig und in großen Knotenstrumen schlecht zu diagnostizieren. Bevor eine Operationsempfehlung ausgesprochen wird, wird daher im Vorfeld eine MIBI-Szintigraphie zur Risikostratifizierung bezüglich Schilddrüsenkrebs durchgeführt.

Stellen sich Knoten in der MIBI-Szintigraphie – wie in der klassischen Schilddrüsenszintigraphie – negativ dar (=Match-Befund), so ist von einer fast 100%igen Gutartigkeit auszugehen und kontrolliertes Abwarten vertretbar. Stellen sich die Knoten allerdings positiv dar (=Mismatch-Befund), so besteht eine ca. 15-20%ige Wahrscheinlichkeit für Schilddrüsenkrebs (vor allem differenzierte Schilddrüsenkarzinome, selten Metastasen). Eine Feinnadelbiopsie wäre dann obligat und eine histologische Abklärung, das heißt Operation, anzustreben.


MIBI-Szintigraphie

Ziel der Untersuchung?

  • Lokalisation von Nebenschilddrüsenadenomen bei primärem Hyperparathyreodismus

Wann wird die Untersuchung veranlasst?

    • Beurteilung der potentiellen Bösartigkeit "kalter" Schilddrüsenknoten
    • Ausschluss einer Tumorerkrankung

    Wie können Sie sich auf die Untersuchung vorbereiten?

    • Keine besondere Vorbereitung notwendig

    Dauer der Untersuchung?

    • Ca. 2 Stunden

    Untersuchungsablauf?

    • voarb: klassische Schilddrüsendiagnostik
    • Anamnese: Fragen nach Beschwerden, Operationen
    • Injektion der radioaktiven Substanz in die Armvene
    • Aufnahme der Schilddrüse nach 10 Minuten
    • Zweite Aufnahme der Schilddrüse nach 1 Stunde


    Herzszintigraphie

    Ziel der Untersuchung?

    • Darstellung der regionalen Durchblutung der Muskulatur in der linken Herzkammer unter Ruhe- und unter Belastungs­bedingungen

    Wann wird die Untersuchung veranlasst?

    • Verdacht auf verengte Herzkranzgefäße
    • Druckbeschwerden im Herzbereich und zunehmende Luftnot
    • Kontrolle des Krankheitsverlaufes und Erfolgskontrolle der Behandlung z.B nach Herzinfarkt
    • Verlaufsbeurteilung nach Bypass-Operation oder Steht-Implantation

    Wie können Sie sich auf die Untersuchung vorbereiten?

    • Ein ausführliches Aufklärungsgespräch erfolgt ca. 5 Tage vor der Untersuchung
    • Nach Absprache Absetzen folgender Medikamente zum Untersuchungs­termin: 
      – Kalzium-Antagonisten und Nitro-Präparate am Vortag
      – Beta-Blocker 2-3 Tage vorher
    • Am Untersuchungstag nüchtern erscheinen und keine Herz­medikamente einnehmen
    • Bitte bringen Sie 2 x 0,5l Flüssigkeit und eine keine fettreiche Mahlzeit mit

    Dauer der Untersuchung?

    • Die gesamte Untersuchung findet innerhalb eines Tages statt, die Dauer beträgt rund 3-4 Stunden

    Untersuchungsablauf?

    • Körperliche oder medikamentöse Belastung und Injektion der radio­aktiven Substanz
    • 15–20 Minuten Essenpause
    • Aufnahme über 20 Minuten im Liegen
    • 90 Minuten Ruhepause
    • Injektion der radioaktiven Substanz
    • 15–20 Minuten Essenpause
    • Aufnahme über 20 Minuten im Liegen

    Strahlenexposition?

    • Ca. 5 mSv – Vergleichbar mit einer Computertomographie

     

     

     


    Nierenszintigraphie mit MAG 3

    Ziel der Untersuchung?

    • Darstellung der Funktion der Nieren und Bestimmung der Harn­ausscheidung

     Wann wird die Untersuchung veranlasst?

    • Lokalisations-, Funktions- und Größenbestimmung
    • Funktionsprüfung vor und oder nach einer Chemotherapie
    • Abklärung von Harnabflussstörungen und Reflex
    • Nierenentzündungen
    • Verschmelzungs-, Wander- oder Stauungsniere, Doppelniere

     Wie können Sie sich auf die Untersuchung vorbereiten?

    • Unmittelbar vor der Untersuchung 1 Liter Flüssigkeit trinken

     Dauer der Untersuchung?

    • 40-60 Minuten

    Untersuchungsablauf?

    • 30 Minuten vor Beginn der Untersuchung: ausreichende Flüssigkeits­zufuhr
    • Injektion der radioaktiven Substanzen in die Armvene
    • Aufnahme der Nieren über eine Dauer von 30 Minuten im Liegen oder Sitzen
    • Eventuelle Gabe eines harntreibenden Medikamentes zur Entleerung der Nieren
    • Zwei Blutentnahmen nach der Aufnahme

    Strahlenexposition?

    • Ca. 0,8 mSv – Vergleichbar mit der Mehrbelastung an natürlicher Strahlung im Harz gegenüber Braunschweig, innerhalb eines Jahres

    Nebenschilddrüsen-Szintigraphie

    Ziel der Untersuchung?

    • Darstellung einer vermehrt arbeitenden Neben­schilddrüse

    Wann wird die Untersuchung veranlasst?

    • Lokalisation einer zu viel arbeitenden Neben­schilddrüse
    • Suche eines ektopen NDS-Adenom

    Wie können Sie sich auf die Untersuchung vorbereiten?

    • Keine besondere Vorbereitung notwendig

    Dauer der Untersuchung?

    • Ca. 2 Stunden

    Untersuchungsablauf?

    • Gezielte Befragung durch den untersuchenden Arzt (Anamnese)
    • Injektion des Radiopharmakons (Spritze)
    • Aufnahmen: nach 10 Minuten, 20 Minuten, 60 Minuten und 120 Minuten, jeweilige Dauer von 5 Minuten
    • Schichtaufnahme der Nebenschilddrüse im Liegen nach 60 Minuten, Dauer von 15 Minuten
    • Sonographie (zwischenzeitlich oder ausschließend)

    Strahlenexposition?

    • Ca. 4 mSv –Vergleichbar mit einer Computer­tomographie

     


    Entzündungsszintigraphie

    Ziel der Untersuchung?

    • Auffinden einer Entzündung

    Wann wird die Untersuchung veranlasst?

    • Bei Entzündungen unklarer Herkunft

    Wie können Sie sich auf die Untersuchung vorbereiten?

    • Keine besondere Vorbereitung notwendig

    Dauer der Untersuchung?

    • 24 Stunden mit Unterbrechungen

     Untersuchungsablauf?

    • Anamnese
    • Injektion der radioaktiven Substanz in die Armvene
    • Erstellen der Aufnahmen des Körpers und einzelner Regionen nach 10 min, 120 min, 240 min und 24 Stunden nach Injektion

    Strahlenexposition?

    • Ca. 3 mSv

     


    Knochenszintigraphie

    Ziel der Untersuchung?

    • Darstellung des Knochenstoffwechsels;  Auffinden von Knochen­entzündungen oder Metastasen bei bösartigen Tumor­erkrankungen

    Wann wird die Untersuchung veranlasst?

    • Metastasensuche
    • Entzündliche Gelenkerkrankungen
    • Unklare Schmerzsymptomatik
    • Rheumadiagnostik
    • Knochenentzündungen
    • Knochentumore
    • TEP-Lockerung (Lockerung eines künstlichen Hüft­gelenkes)
    • Unerkannte Frakturen

    Wie können Sie sich auf die Untersuchung vorbereiten?

    • Keine besondere Vorbereitung notwendig

    Dauer der Untersuchung?

    • Ca. 3,5 – 4 Stunden

    Untersuchungsablauf?

    • Anamnese: Fragen nach Beschwerden, Operationen, Knochen­brüchen, Gelenk­erkrankungen
    • Injektion der radioaktiven Substanz in die Armvene
    • Sofortige Aufnahme des Körpers und einzelner Regionen
    • Zwischen Injektion und Aufnahme hat der Patient 2 Stunden Zeit, um ca. 1 Liter zu trinken
    • Zweite Aufnahme des gesamten Körpers und einzelner Regionen nach 2 Stunden

    Strahlenexposition?

    • Ca. 3 mSv –Vergleichbar mit einer erweiterten Röntgen­aufnahme der Lunge

    Parkinsondiagnostik

    genauer: Hirnrezeptorenszintigraphie mit FP-CIT/ IBZM

     

    Ziel der Untersuchung?

    • Darstellung freier Dopamin-D2-Rezeptoren

    Wann wird die Untersuchung veranlasst?

    • Differenzierung zwischen essentiellem Tremor, Parkinson und Parkinson-ähnlichen Erkrankungen

    Wie können Sie sich auf die Untersuchung vorbereiten?

    • Vorgespräch mit dem Arzt
    • Vor der Untersuchung wird ein schilddrüsen­schützendes Medikament verabreicht

    Dauer der Untersuchung?

    • Hirnrezeptorszintigraphie mit FP-CIT: Injektion des Radiopharmakons, 3 Stunden später werden Aufnahmen vom Kopf angefertigt – Dauer ca. 40 Minuten
    • Hirnrezeptorszintigraphie mit IBZM: Injektion des Radiopharmakons, 120 Minuten später werden Aufnahmen vom Kopf angefertigt –Dauer ca. 30 Minuten

    Untersuchungsablauf?

    • Ausführliche Befragung durch den untersuchenden Arzt
    • Schilddrüsenblockade mit Irenat
    • Nach 30 Minuten erfolgt die Injektion der radioaktiven Substanz in die Armvene

    Strahlenexposition?

    • Ca. 4,5 mSv –Vergleichbar mit einer Computer­tomographie

     

     


    Laboruntersuchung

    Wir unterhalten ein eigenes Labor, dies garantiert uns kurze Transportwege und sichert die korrekte Behandlung der Proben (z.B. Kühlung).
    Zudem besteht so eine sehr gute Vergleichbarkeit der Serumwerte. Außerdem führen wir Auftragsarbeiten für Kooperations­praxen durch.